Boot Tianchuan

Das I-Ging Diagramm der Herbst-Tagundnachtgleiche entspricht dem himmlischen Boot Tianchuan in der Milchstraße! 

(Tianchuan ist ein chinesisches Sternbild, das bereits aus der Han-Zeit ca. 100 v. Chr. überliefert ist.)

 

Das I-Ging Diagramm Nr. 8 der Herbst-Tagundnachtgleiche
für die Zeit vom 08. September bis 08. Oktober, nach dem Alten chinesischen Kalender
die Mitte des Herbstes


Das Diagramm stellt von Form und Bedeutung her ein Boot dar. Bei den Trigrammen,
deren Häufigkeitsverteilung das Boot darstellt, tritt das Trigramm Wasser doppelt
so häufig auf wie jedes andere seiner Trigramme. Die Yin-Linien sind doppelt so häufig
wie die Yang-Linien.

Das Übergewicht des Trigramms Wasser sowie der Yin-Linien spricht ebenso wie
die Form des Diagramms dafür, dass es sich um ein Boot handelt. Hinzu kommt,
dass es sich um das Diagramm der Herbst-Tagundnachtgleiche handelt, an dem
Tag und Nacht gleich lang sind, sich also im Gleichgewicht befinden. Ebenso wie es 
für ein Boot erforderlich ist, dass sich im Gleichgewicht mit dem Wasser befinden muss. 

Mit der Symbolik des Diagramms lässt sich die Funktion des Bootes auf der Scheibe von Nebra entschlüsseln. 


Das I-Ging Diagramm Nr. 8 des Zeitraums vom 7.9. bis 7.10 entspricht den Solarperioden 15) Weißer Nebel and 16) Herbst-Tagundnachtgleiche. Am 22./23. September ist die Herbst-Tagundnachtgleiche. An diesem Datum sind Tag und Nacht gleich lang und halten sich das Gleichgewicht. Das I-Ging Diagramm Nr.8 steht also für den Zeitraum, in den die Herbst-Tagundnachtgleiche fällt. Es wird gebildet von den Trigrammen der Hexagramme 15,16 (erstes Jahr); 39,40 (zweites Jahr) sowie 63,64 (drittes Jahr), welche diesen Zeitraum darstellen. Das I-Ging Diagramm Nr. 8 ist die Häufigkeitsverteilung der Trigramme dieser Hexagramme. Die Trigramme Himmel, Wind und See sind nicht vorhanden, das Trigramm (fließendes) Wasser jedoch mit der Höchstzahl vier, die übrigen Trigramme je zweimal. Yin ist doppelt so häufig wie Yang. Das Übergewicht in der Anzahl des Trigramms Wasser sowie das Übergewicht von Yin passen zu einem Wasserfahrzeug. 
Zu den Tagundnachtgleichen wurden u.a. die Waagen überprüft. Was zu viel war, sollte weggenommen und was zu wenig war, hinzugefügt werden. Zu Hex. 15, das zusammen mit Hex. 16 die Herbst-Tagundnachtgleiche im ersten Jahr darstellt, heißt es im Text zum Bild (im I-Ging): 
“... So verringert der Edle, was zu viel ist und vermehrt, was zu wenig ist. Er wägt die Dinge und macht sie gleich.“ 
Auch der Mensch soll also bei sich einen solchen Ausgleich vornehmen und sein seelisches Gleichgewicht finden. Bei den beiden Hexagrammen 63 und 64, welche die Herbst-Tagundnachtgleiche im dritten Jahr darstellen, geht es um Vollendung. Die Arbeit an sich selber hat damit einen vorläufigen Höhepunkt bewirkt. Mit Hexagramm 64 endet das I-Ging. 
Zum Zeitpunkt der Herbst-Tagundnachtgleiche ist die Ernte eingebracht. Viele alte Kulturen feiern die Herbst-Tagundnachtgleiche mit dem Thema der Balance
Zu den Tagundnachtgleichen feiern nach altchinesischer Vorstellung auch die beiden grundlegenden Kräfte des Kosmos Yin und Yang Hochzeit. Als Licht und Dunkelheit halten sie sich an den beiden Terminen das Gleichgewicht. 

Im I-Ging ist an insgesamt zwölf Textstellen das Motiv 
„Das große Wasser durchqueren“ zu finden. Auch von daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass ein I-Ging Diagramm ein Boot darstellt. Das große Wasser könnte dem Flußlauf in bestimmten kleinen Tälern entsprechen, der dort eine Grenze zum Heiligen Bezirk am anderen Ufer darstellte. In dem Heiligen Bezirk am anderen Ufer fanden u.a. die Feste zu den Tagundnachtgleichen statt. Das große Wasser durchqueren bedeutete auch, in die Welt der Ahnengeister einzutreten, mit denen man sich im Heiligen Bezirk (oder im „Traum“) traf. Die an Schamanenkleidern zu findenden kleinen Boote und Ruder zeigen, dass Boote als Symbol für eine Reise in die normalerweise „verborgene Wirklichkeit“ galten. 
Die Milchstraße war das große Wasser am Himmel.

Das Sternbild Boot Tianchuan in der Milchstraße (eigene Zeichnung)

Rekonstruktion des Sternbildes von Sun Xiaochun und Jacob Kistemaker für die Han-Zeit 100 v. Chr.

In der Chinesischen Astronomie bildete der Bogen von neun Sternen von Eta und Gamma im Norden

über Alpha und Delta zu Mu das Sternbild Tianchuan ein Boot im Fluss der Milchstraße.

Alle neun Sterne gehören zum westlichen Sternbild Perseus.

Die chinesische Astronomie hat eine lange Tradition. Die ältesten bekannten Sternbilder, nämlich Großer Wagen, Tiger und azurner Drache stammen aus der Zeit um 4000 v. Chr. Um 1000 v. Chr. wurde eine Sternkarte mit 44 Sternbildern angefertigt, zu denen 141 Sterne gehören. Das Sternbild Tianchuan, das ein Boot im damals so gesehenen „Fluss“ der Milchstraße darstellt, wurde von dem Astronomen Shi Shi überliefert, der im 4. Jahrhundert v. Chr. lebte. Wie lange das Sternbild schon vorher existiert hat, ist nicht bekannt. Tianchuan wird von einem Bogen aus neun Sternen gebildet, die dem westlichen Sternbild Perseus angehören. Im 4. Jahrhundert vor Christus war das Boot Tianchuan nach Sonnenuntergang bereits am östlichen Himmel zu finden. Es kulminierte gegen zwei Uhr nachts (heute etwa zwei Stunden später) und ging etwa vier Stunden nach Sonnenaufgang unter. In der Zeit, zu der damals die nächtlichen Feiern zur Herbsttagundnachtgleiche stattfanden, war es also bei klarem Herbstwetter die ganze Nacht über am Himmel zu sehen. Die Übereinstimmung zwischen dem I-Ging Diagramm der Herbst-Tagundnachtgleiche und dem Boot Tianchuan in der Milchstraße könnte bezüglich der Form kaum besser sein. Übereinstimmung besteht aber auch, wie im Vorhergehenden gezeigt, von der Art der Hexagramme und Trigramme, dem Übergewicht von Yin, der Bedeutung und dem Zeitpunkt des Erscheinens her. Es ist also ziemlich sicher, dass das I-Ging Diagramm Nr. 8 das himmlische Boot Tianchuan in der Milchstraße darstellt, die damals als himmlischer Fluss gesehen wurde.