Ordnungs-Nr. der Hexagramme und Schicksal

Wie sich die Ordnungs-Nr. der Hexagramme auf die Vorhersagen und Zahlen auf unser Leben auswirken:

Ausgangspunkt der Entschlüsselung des I-Ging ist die Zuordnung der 64 Hexagramme zu den 24 Solarperioden eines Jahres und damit zu den Jahreszeiten-Anfängen, Jahreszeiten-Ausklängen, Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden. Insgesamt stellen die 64 Hexagramme die Solarperioden von zweizweidrittel Jahren dar.
Wenn man Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden zusammenfasst, sind es  drei Jahreszeiten-Kategorien. Sie unterteilen sich in die 12 Jahreszeiten-Abschnitte: Frühlings-Anfang, Frühlings-Tagundnachtgleiche, Frühlings-Ausklang, Sommer-Anfang, Sommer-Sonnenwende, Sommer-Ausklang, Herbst-Anfang usw., die von jeweils zwei Hexagrammen dargestellt werden.



  

Hexagramm 1 DIE SCHÖPFERISCHE KRAFT und Hexagramm 2 DAS EMPFANGENDE

Die beiden Hexagramme 1 und 2 sind Doppelzeichen. Hexagramm 1 setzt sich zusammen aus zweimal dem Trigramm Himmel, Hexagramm 2 aus zweimal dem Trigramm Erde. Dieses Doppelzeichen-Paar steht an der Spitze der Hexagramm-Paargruppe Himmel/Erde. Die Hexagramme der Paargruppe Himmel/Erde sind die Hexagramme der Schöpfung. Im Jahresverlauf stellen sie die Jahreszeiten-Anfänge dar. Die Hexagramme 1 und 2 sind die einzigen unter den 64 Hexagrammen, in denen Drachen auftreten. Der Drache ist das Symbol des Frühlings-Anfangs und steht nach den Kommentaren zu I-Ging für den höchsten Ausdruck göttlicher Schöpferkraft.




Relief auf dem heiligen Berg Wutai Shan, das einen Drachenkönig zeigt (eigenes Foto).


Der Drache steht für den Ausdruck höchster Schöpferkraft. Die Hexagramme 1 und 2, die an der Spitze der  Hexagramme
der Paargruppe Himmel/Erde stehen, stellen ihn dar. Die Hexagramme der Paargruppe Himmel/Erde stehen für die
Jahreszeiten-Anfänge und die schöpferischen Kräfte im Kosmos.

Im I-Ging gibt es einen Yin/Yang-Quotienten, der nähert sich der Zahl des Goldenen Schnittes 0,618 im Mittel bis auf etwa 1 % an. Es ist der Quotient der Anzahl der Yin-Linien durch die Anzahl der Yang-Linien der bedeutendsten im I-Ging enthaltenen Gruppe von Hexagrammen: Bei der Entschlüsselung der Struktur des I-Ging ergeben sich drei Gruppen von Hexagramm-Paaren. (Hexagramme mit ungerader Ordnungsnummer (männliche Hexagramme) verbinden sich mit Hexagrammen gerader Ordnungsnummer (weibliche Hexagramme), die auf die ungeraden folgen.) Die erste Paargruppe stellt die Jahreszeiten-Anfänge dar. Ihre Hexagramme sind fast alle von überwiegend positiver Vorbedeutung. Die Ordnungszahlen der männlichen Hexagramme dieser Paargruppe sind hauptsächlich Primzahlen. In dieser Gruppe männlicher Hexagramme beträgt der Quotient der Anzahl der Yin-Linien durch die Anzahl der Yang-Linien 25/41 gleich 0,6098. Das ist ein Wert nicht weit entfernt von der Zahl des Goldenen Schnitts 0,618. (In dieser Gruppe von Hexagrammen verhält sich die Anzahl der Yin-Linien zu der Anzahl der Yang-Linien wie die Anzahl der Yang-Linien 41 zu der Anzahl der Yin-Linien plus der Anzahl der Yang-Linien 66 (25 + 41 = 66). Das ist die Formel für den Goldenen Schnitt. Der Quotient von 41 zu 66 beträgt 0,62118. Der Goldene Schnitt kennzeichnet eine sich wiederholende Selbstähnlichkeit. Die Natur bevorzugt das Auftreten des Goldenen Schnitts. Der Goldene Schnitt ist u.a. in Wachstumsprozessen zu finden. Er beinhaltet eine sich wiederholende Selbstähnlichkeit, wie sie u.a. im Blumenkohl zu finden ist. Ein Blumenkohl besteht aus kleineren Röschen, die dem gesamten Kopf sehr ähnlich sehen. Diese Röschen lassen sich in noch kleinere zerlegen, die den vorhergehenden und auch dem ganzen Kopf ähnlich sind. Diese Selbstähnlichkeit ist in drei bis vier Stufen vorhanden. Die Natur kopiert auch in vielen anderen Strukturen immer wieder ein Grundmuster in immer kleinerem Maßstab.

So wie eine Gruppe von Hexagramm-Paaren für die Jahreszeiten-Anfänge und den Beginn steht, so stellt eine andere Gruppe von Hexagramm-Paaren die Jahreszeiten-Ausklänge und die Auflösung dar. In der ersten Gruppe sind fast alle Hexagramme von vorwiegend positiver Vorbedeutung. In der zweiten Gruppe ist demgegenüber etwa die Hälfte der Hexagramme von vorwiegend negativer Vorbedeutung.



Die Spannung der Dreiheit oder warum die linke Hand des Himmels schöpferisch tätig ist und die rechte Hand des Himmels Strenge walten lässt und auflösend wirkt
(Die Ödipus-Formel)

Warum stellen die Hexagramme der Paargruppe Himmel/Erde die Jahreszeiten-Anfänge dar und sind von vorwiegend positiver Vorbedeutung, die Hexagramme der Paargruppe Himmel/Mensch aber die Jahreszeiten-Ausklänge und sind zur Hälfte von vorwiegend negativer Vorbedeutung? Mit anderen Worten: Warum stehen die Hexagramme der Paargruppe Himmel/Erde für die schöpferischen Kräfte des Kosmos, die Hexagramme der Paargruppe Himmel/Mensch aber für die auflösenden?

Die Bildungsformeln für die Ordnungszahlen der männlichen Hexagramme der beiden Paargruppen geben eine Antwort hierauf. Die Ursachen für die Unterschiede zwischen den einzelnen Paargruppen lassen sich mit Zahlengesetzen begründen, nämlich mit der Struktur der Gleichungsformeln für die Ordnungs-Nr. der beiden Paargruppen. Bei den Hexagrammen der schöpferischen Kräften des Kosmos schreitet die Schöpfung aufgrund der Spannung der Dreiheit fort; die Drei (bei den Ordnungs-Nr. der Hexagramme) verlangt nach einem zusätzlichen Element, bei den Ordnungs-Nr. der Hexagramme der auflösenden Kräften des Kosmos, aber wird von drei Elementen eins weggenommen und es tritt Auflösung ein. Die Ordnungs-Nr. der Hexagramme der Paargruppe Mensch/Erde, die für die Erhaltung stehen, nehmen eine Mittelstellung zwischen Schöpfung und Auflösung ein. (Wie dies im einzelnen zusammenhängt, wird in dem Buch "Das Dreifaltige Himmelszelt im Entschlüsselten I-Ging" näher erläutert.) 

Warum die Drei nach der Chaos-Forscherin Katya Walter die Schöpfung in Gang setzt:
Von der Dreiergruppe heißt es in Kap. 42 des Daodejing:

Die Eins erschafft die Zwei,

die Zwei die Drei und

die Drei die Zehntausend Dinge.

Nach ihrer Auffassung sind hierfür die gleichen Gründe verantwortlich, wie sie in der Chaostheorie die Entwicklung von dynamischen Prozessen beschreiben.Es ist also letztlich die Dreiheit, welche nach altchinesischer Auffassung die Schöpfung in Gang setzt. Warum die Drei die Schöpfung in Gang setzt, sieht die Chaos-Forscherin und I-Ging Kennerin Katya Walter in folgendem: 
"Immer wenn drei analoge Größen in Beziehung zueinander auftauchen“,schreibt sie, „entsteht eine Spannung, die das Auftauchen des vierten Pols, der vierten Größe verlangt. Sie muss auftauchen; es gibt keine andere Möglichkeit. Dies entspricht dem polarisierenden und bezogenen Charakter analoger Zahlen ..." (Analoge Zahlen sieht die Forscherin und Philosophin im Gegensatz zu linearen Zahlen. Der Begriff "linear" steht bei ihr für das logische, der Begriff "analog" für das ganzheitliche Denken.)
"... Diese Kraft ist archetypisch. Sie ist überall ... in Zahlen, in zusammengesetzten Dingen, selbst in Witzen. Wir sollten sie nicht ausstoßen, denn sie ist die Quelle für alles Schöpferische, für das ganze Bindegewebe von Beziehungen. Wir können diese dynamische Funktion der archetypischen analogen Zahl den Erzeuger der Welt nennen. Dieses Prinzip ist sogar in unsere sexuelle Vermehrung eingebaut. Das Männliche und das Weibliche zusammen können ein Drittes erschaffen. Doch sobald dieses Dritte auf der Bühne erscheint, ist die Polarität unausgeglichen. Denn der Archetyp der Dreiheit bringt die Polarität aus dem Gleichgewicht, ganz gleich, welches Geschlecht das Kind hat. Auch das Kind verdient einen Gefährten ...“ „... Eine Vielzahl von Dramen - im literarischen wie im realen Sinne - drehen sich um diesen Drang der dritten Größe nach natürlicher Erfüllung. Die Vervollständigung durch die vierte Größe erfolgt in der Regel harmonisch. Dieser Vorgang wiederholt sich ständig im Körper, in der Psyche und im Universum selbst als analoge Dynamik, die die Evolution vorantreibt. Sobald wir drei Größen in wechselseitiger Beziehung haben, ist alles Weitere eingefädelt. Heißt es doch schon im Tao te king (Daodejing):
Sobald die dritte Größe an ihrem Platz ist, entstehen die zehntausend Dinge. Die Schöpfung ist auf dem Weg. ..."

Soweit Katya Walter in ihrem Buch I-Ging und Genetischer Code S. 330ff, Eugen Diederichs Verlag München 1992.